Mika kam am 26.07.2013, zwei Tage vor seinem errechneten Geburtstermin auf die Welt. Eigentlich sehr pünktlich und doch ein bisschen zu spät, denn es stellte sich heraus, dass ich schon eine Woche zuvor einen hohen Blasensprung hatte der unbemerkt blieb. Die ganze Zeit hatte ich schon das Gefühl, dass Fruchtwasser tröpfchenweise abgeht doch die beiden PH-Tests die meine Ärztin machte fielen negativ aus und auch die PH-Tests die ich zuhause machte waren alle unauffällig. Erst am 25.07. bei meinem letzten Arzttermin vor dem ET. färbte sich der dritte PH-Test blau, mein Körper hatte mich also doch nicht getäuscht. Auch diesmal hätte die Ärztin es nicht festgestellt wenn ich nicht darauf bestanden hätte, dass da etwas nicht normal ist. Mika ging es aber zum Glück gut, der Herzschlag war normal und Fruchtwasser war auch noch genug da. Mit dem Ultraschallgerät sah man, dass Mika noch nicht fest im Becken lag, somit bestand die Gefahr, dass die Nabelschnur nach unten rutscht und sich um Mikas Hals legt. Um da Risiko gering zu halten sollte ich liegend ins Krankenhaus gefahren werden und das sofort, ohne Umwege. (obwohl ich ja sitzend mit der U-Bahn gekommen bin) Also rief meine Ärztin einen Krankentransport an und ich Marc.
Marc hatte im Geschäft schon angekündigt, dass er jederzeit Papa werden könnte, war also kein Problem, dass er am Arbeitsplatz alles stehen und liegen ließ um zu mir ins Krankenhaus zu fahren.
Eigentlich konnte ich es ja kaum mehr erwarten, Mika endlich bei uns zu haben, viel zu lange mussten wir schon warten, aber als ich da im Krankenwagen lag ging mir das alles doch viel zu schnell, ich wollte doch eigentlich nur zu Routinekontrolle zu meiner Frauenärztin und plötzlich lag ich im Krankenwagen und sollte in den nächsten Stunden mein Kind auf die Welt bringen...
Die Krankenhaustasche war zum Glück schon so gut wie fertig gepackt, Marc musste sie nurnoch holen und ein paar Dinge noch mitnehmen.
Gegen 13 Uhr kamen Marc und ich gleichzeitig auf der Entbindungsstation an er war ganz besorgt aber auch glücklich, denn bald würde Mika bei uns sein.
Eine nette Hebamme empfing uns, ich wurde in einen Kreissaal gebracht und direkt ans CTG angeschlossen, Mikas Herztöne waren nicht so toll, auf einmal wurden alle ganz hektisch, ein Arzt kam und spritzte mir Adrenalin in den Unterarm, mein Puls ging hoch, der ganze Körper zitterte, innerhalb weniger Sekunden waren Mikas Herztöne wieder normal. Schon wieder so eine Aufregung...
Bei meiner Gynäkologin waren Mikas Herztöne noch super, ich glaube sie waren nur so schlecht weil ich während der Fahrt ins Krankenhaus 20 Minuten auf dem Rücken liegen musste, im 10. Monat ist die Rückenlage weder für mich noch für das Baby gut und auch nicht wirklich angenehm.
Eine Hebamme kam zu uns und entschuldigte sich für die kurze Panik, sie kannte mich noch von meinem letzten Besuch, als ich mit einem Fehlalarm ins Krankenhaus kam, diesmal war es kein Fehlalarm, Mika würde in den nächsten Stunden definitiv auf die Welt kommen, das war klar. Mit einer gerissenen Fruchtblase würden sie mich nicht mehr nach Hause schicken. Die Hebamme brachte uns in ein Wehenzimmer, unser Zimmer für die nächsten Stunden bevor es in den Kreissaal ging. Danach untersuchte mich noch ein Arzt. Der Fruchtwassertest den er machte war diesmal eindeutig positiv.
Jetz hieß es abwarten. Wenn meine schon vorhandenen Wehen nicht von alleine stärker werden würden, müsste man wegen der steigenden Infektionsgefahr die Wehen künstlich mir einer Tablette verstärken. "Bloß nicht", dachte ich mir. Also gingen Marc und ich erstmal im Wald spazieren, über eine Stunde und was zu essen und zu trinken kauften wir auch gleich noch ein. Das Spazieren brachte wehentechnisch wirklich ein bisschen was wie das CTG später zeigte, leider waren sie aber immernoch zu schwach. So gegen 16 Uhr schluckte ich eine halbe Einleitungstablette, die niedrigste Dosis. Marc fuhr in der Zwischenzeit nach Hause um die Krankenhaustasche zu holen. Die Hebamme meinte noch, in den wenigsten Fällen würde eine halbe Tablette ausreichen, aber Pustekuchen Innerhalb der nächsten drei Stunden steigerten sich die Wehen so sehr, dass ich sie schon ganz schön veratmen musste. Liegen wollte ich absolut nicht dazu war es viel zu heiß, (wir hatten in der Nacht an die 35 Grad) also spazierten Marc und ich quer durchs Krankenhaus immer wieder die selben lange Gänge rauf und runter bis ich wieder zurück in unser Zimmer ans CTG musste. Die Wehen kamen ca. alle drei Minuten und waren tatsächlich schon so stark, dass keine weitere Tablette mehr nötig war.
Um 20.00 Uhr war Schichtwechsel auf der Entbindungsstation, wir hatten Glück denn ausgerechnet unsere Hebamme vom Geburtsvorbereitungskurs hatte Dienst und betreute uns von da an.
Marc hielt mir bei jeder Wehe die Hand und ich veratmete die Wehen ganz vorbildlich wie ichs im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatte. Ich hatte zwar Schmerzen aber sie waren noch gut auszuhalten. "So kann es ruhig weitergehen", dachte ich mir noch. Gegen 22 Uhr war nicht mehr viel mit veratmen,
alle meine guten Vorsätze wie: immer schön zu atmen oder bloß nicht so laut rumzuschreien wie die Frau im Nachbarzimmer, waren total vergessen. Ich hatte Schmerzen und das sollten auch ruhig alle mitbekommen, besonders meine Hebamme die immer wieder aus dem Raum ging und uns alleine ließ. Ich war verzweifelt und konnte mir nicht vorstellen dass da schmerztechnisch noch viel mehr geht, der Muttermund war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 1 oder 2 cm geöffnet. Ich war wie in Trance, hörte vor lauter Schmerz kaum mehr was die Hebamme sagte und ließ mich auch nicht freiwillig untersuchen. Es war Zeit für ein Schmerzmittel, eine PDA kam für mich nie in Frage, ich wollte das so schaffen, wir Frauen wurden dafür gemacht Kinder zu bekommen, in vielen anderen Ländern gibt es so etwas wie eine PDA gar nicht und die Frauen dort schaffen es doch auch ihre Kinder auf die Welt zu bringen wieso soll ich das dann nicht schaffen?! So dachte ich jedenfalls noch vor der Geburt, mittlerweile war ich mir nicht mehr so sicher ob ich es ohne schaffen würde. Ein Schmerztropf wurde angeschlossen doch außer Übelkeit brachte der leider nicht viel. Ein paar mal musste ich mich deswegen übergeben.
Zum Glück wurde die Badewanne bald frei, ich wollte das CTG das so unangenehm in den Bauch drückte nurnoch loswerden. Meine Hebamme lies mir Badewasser ein, das warme Wasser tat so gut, endlich konnte ich entspannen, ich hatte das Gefühl durch diese Entspanntheit wurden auch die Wehen wieder erträglicher und die Vorstellung die Geburt zu überstehe war gar nicht mehr so unrealistisch.
Die Entspannung hielt leider nicht länger als eine halbe Stunde an. Erst versagte der Kreislauf und dann platze mir die Fruchtblase nochmal so richtig. Panik kam auf, ich dachte Mika kommt jetzt sofort noch in der Badewanne auf die Welt. Marc klingelte mehrmals nach der Hebamme, die kam und half mir aus der Wanne raus, zurück ins Bett im Wehenzimmer. Sie erklärte mir, dass das nur die Fruchtblase war die jetzt erst richtig gesprungen ist, also kein Grund zu Panik. Ab diesem richtigen Blasensprung wurden die Wehen nochmal intensiver. Ich hätte ja nicht gedacht, dass das überhaupt geht aber es ging.
Heute kann ich mich kaum mehr an den Schmerz erinnern doch während der Geburt dachte ich wirklich, ich würde das nicht überleben.
So, mein Sturkopf wurde gebrochen. Ich wollte nurnoch diese blöde PDA haben und zwar SOFORT.
Die Hebamme sprach mit Marc schon vorher darüber, dass eine PDA vllt. sinnvoll wäre weil ich mich so sehr verkrampfte, nicht richtig atmete und viel zu früh den Drang hatte zu pressen obwohl der Muttermund noch nicht weit genug offen war. So sehr ich es auch wollte, hatte ich meinen Körper nicht mehr im Griff.
Zu diesem Zeitpunkt waren alle Kreissäle belegt, eine PDA also noch nicht möglich. Die Entbindungsstation war total überfüll, außer Mika sollten wohl noch einige andere Babys in dieser Nacht auf die Welt kommen. Ich fand das gar nicht lustig, die Wehen ließen mir gar keine Verschnaufpause mehr und ich dachte bei jeder Wehe "die schaff ich nicht mehr". Gefühlte zwei Stunden später wurde dann doch noch ein Kreissaal frei, in den ich samt Bett gebracht wurde. Der Anästhesist kam und legte mir die PDA. Zwei mal musste er stechen bis sie saß.
Ab dem Zeitpunkt als das Betäubungsmittel wirke habe ich nur schöne Erinnerungen an die Geburt. Die Wehen wurden immer schwächer ich konnte mich endlich etwas erholen und sogar ein bisschen dösen..Wir hatten etwa 2.00 Uhr nachts, im Raum war außer meiner Hebamme noch eine weitere Hebamme und eine Ärztin Marc saß neben mir am Kopfende und hielt mir die Hand. Das Licht war gedämmt und alles wieder total entspannt. Nach einiger Zeit schliefen die Wehen fast komplett ein, eine doofe Begleiterscheinung der PDA. Mika musste aber so langsam mal da raus, also bekam ich um die Wehen wieder zu verstärken einen Wehentropf und sollte versuchen zu pressen. komisches Gefühl ohne Wehen, ich guckte immer auf das CTG um zu wissen wann ich pressen muss. So sehr ich es auch probierte kamen wir nicht voran. Der Kopf war schon zu tasten aber es ging nicht weiter. Die Ärztin half nach indem sie sich mit ganzer Kraft auf meinen Bauch lehnte, ich presste so sehr ich nur konnte. "Mika muss jetzt sofort da raus", sagte die Hebamme, sie klang sehr ernst dabei und mir war klar, dass es jetzt schnell gehen muss. Erst im nachhinein erzählte sie mir dass sie schon den OP-Saal hat richten lassen und dass die Saugglocke schon bereit stand, weil Mikas Herztöne immer schlechter wurden.
In letzter Sekunde kam Mika dann doch auf nomalen Wege auf die Welt. Es tat nicht weh, nur ein leichtes Brennen spürte ich dank der PDA. Da war er nun, unser Baby. Dieses Gefühl, sein Kind nach 40 langen Wochen Schwangerschaft auf einmal vor sich liegen zu sehen war einfach unglaublich, kaum zu beschreiben. Man ist geschockt und überglücklich zugleich.Wir waren endlich Eltern! Marc verdrückte ein paar Freudetränen. Da hörten wir auch schon der erste Schrei, die Hebamme hatte ihn ganz leicht ins Füßchen gezwickt. Marc schnitt die Nabelschnur durch und die Hebamme checkte Mika einmal kurz durch. Er brauchte nicht einmal Sauerstoff wie es alle erwarteten, Mika war putzmunter und wie es aussah auch kerngesund. Dann wurde er mir auf die Brust gelegt, das erste mal kuscheln... :-) er hatte so winzig kleine Fingerchen, und schon ganz viele dunkle Haare auf dem Kopf. Von Käseschmiere war nichts mehr zu sehen, er sah aus wie frisch gebadet. Während wir kuschelten musste natürlich noch der Mutterkuchen raus und eine kleine "Schirfwunde wie es die Ärztin in nannte wurde mit wenigen Stichen genäht. Alles halb so schlimm, ich war ja abgelenkt von unserem kleinen Wunder. Und es ist wirklich ein Wunder wenn man überlegt, dass aus diesem kleinen Punkt der er ganz am Anfang war in so "kurzer" Zeit ein kleiner Mensch entsteht und dafür waren wir alleine verantwortlich...
Marc und ich waren sooo müde aber an Schlaf war nicht zu denken, Babygucken und kuscheln war viel wichtiger. <3
Mika kam um 5.15 Uhr am Morgen auf die Welt er war 3350g schwer, 52cm groß und hatte einen stolzen Kopfumfang von 38cm. .
Puuuuh ganz schön lang ist der Bericht geworden, ich bin froh ihn geschrieben zu haben denn in ein paar Jahren verblassen die Erinnerungen sicher und so kann auch Mika wenn er groß ist nachlesen wie das damals bei seiner Geburt so war.
Wie es uns nach der Geburt erging wird in einem anderen Post stehen.
<3